Hier sprach Karl Liebknecht – Orte der Erinnerung in Brandenburg

Tobias Bank hat Geschichte studiert und sitzt im Bundesvorstand der Linkspartei. „Da es unter Corona-Bedingungen keine so gute Idee ist“, sich wie gewohnt in Berlin-Friedrichsfelde zur Ehrung der am 15. Januar 1919 ermordeten Sozialisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu treffen, dachte sich Bank eine Alternative aus. Er produzierte in der vergangenen Woche ein drei Minuten und sechs Sekunden langes Video, in dem er fünf Liebknecht-Gedenkorte im Land Brandenburg vorstellt.

Bank beginnt mit dem Karl-Liebknecht-Platz in Elstal, der nur acht Minuten Fußweg von seiner Wohnung entfernt liegt. Hier erinnert eine Stele daran, dass Elstal zum sogenannten Kaiserwahlkreis Potsdam-Spandau-Osthavelland gehörte, den Liebknecht bei der Reichstagswahl 1912 überraschend gewonnen hatte. Auch 1903 und 1907 hatte Liebknecht dort kandidiert. „Obwohl die Wahlen zum Reichstag erst 1903 stattfanden, begann Karl Liebknecht seinen Wahlkampf schon 1901“, erzählt Bank bei seiner zweiten Station in Buchow-Karpzow. Hier steht er vor einem kleinen Gedenkstein, auf dem eine Tafel sehr schlicht informiert: „Hier sprach 1901 Karl Liebknecht.“ Bank weiß mehr darüber: „Themen waren damals zu hohe Getreidezölle und Futtermittelpreise sowie die niedrigen Löhne der Arbeiterinnen.“

An der dritten Station geht es Bank um die Reichstagswahl 1906. „Trotz massiver Gegenwehr von der Reaktion“ absolvierte Liebknecht seinerzeit eine ganze Reihe an Wahlkampfauftritten, unter anderem in Golm und in Eiche, so der 35-Jährige. „Der Gedenkstein hier neben mir erinnert daran, wie Karl Liebknecht auf diversen Veranstaltungen gegen das Drei-Klassen-Wahlrecht sprach.“

Vierte Station ist Velten. „In Vorbereitung auf die Reichstagswahlen 1912 interessierte Karl Liebknecht vor allem die Frage, wie es den jugendlichen Arbeiterinnen ging. Besonders die Lehrlingsausbildung und die politische Bildung waren für ihn von Bedeutung“, erläutert Bank. Ab 1909 habe Liebknecht dazu mehrfach in Velten referiert, unter anderem in einem Gasthaus vor 600 Arbeiterinnen. Ihre Ausbeutung bezeichnete er als „Ausbeutung der schlimmsten Art“.

Erschienen am 13. Januar 2021 auf www.neues-deutschland.de (Link).