2.2.4 Gesundheitsberufe: Attraktiv, anerkannt und gut bezahlt

Krankheit und Pflegebedürftigkeit kann jede und jeden treffen und doch sind medizinische und pflegerische Hilfe mittlerweile keine Selbstverständlichkeit mehr. In vielen Bereichen des täglichen Lebens können technische Errungenschaften, Computersysteme und Maschinen inzwischen die Arbeit des Menschen ersetzen. In der Gesundheitsversorgung und in der Pflege ist dies nur zu einem kleinen Teil der Fall. Hier kann Technik zwar die Fachkraft unterstützen, sie aber keinesfalls ersetzen und das ist gut so. Denn in einer Gesellschaft, die durch Schnelllebigkeit und Wandel gekennzeichnet ist und in der immer mehr Menschen unter Einsamkeit leiden, können die diejenigen, die sich für Gesundheitsberufe und damit für die Arbeit mit den Menschen entscheiden gar nicht genug wertgeschätzt, anerkannt und unterstützt werden. Gesundheitsberufen muss deshalb endlich der gesellschaftliche Stellenwert eingeräumt werden, der ihrer Leistung für unser Gemeinwesen entspricht.

Die Coronapandemie hat uns diesen Wert deutlich vor Augen geführt. Trotzdem blieb es im Wesentlichen bei Applaus und warmen Worten. Mangelnde Anerkennung und wenig attraktive Arbeitsbedingungen für Medizinerinnen und Mediziner, Pflegekräfte, Therapeutinnen und Therapeuten, Fachkräfte in der Beratung und Betreuung sowie in Apotheken und Laboren führen auch in diesen Bereichen zu einem deutlich spürbaren Fachkräftemangel. Wenn es nicht gelingt, junge Menschen für diese Berufe zu begeistern, werden die vorhandenen Fachkräfte die stetig wachsenden Missstände nicht mehr kompensieren können.

Unsere Projekte:

  • Mehr Fachkräfte durch mehr Ausbildungs- und Studienangebote: Wir werden die Pflegeassistenzausbildung in das Gesamtsystem der generalistischen Pflegeausbildung als niedrigschwelliges Ergänzungsangebot zur Pflegefachkraft integrieren und die Ausbildungskapazitäten bedarfsgerecht ausbauen. Ebenfalls ausbauen wollen wir das Landärztestipendium. Auch die Einstellung des Projekts der Schulgesundheitsfachkräfte an Schulen war eine Fehlentscheidung, die wir umgehend korrigieren werden.
  • Gesundheitsberufe müssen gestärkt und aufgewertet werden: Wer an den Pflegeberuf denkt, denkt an Stress, Schichtdienst und wenig Lohn. Das muss sich ändern! Die Arbeit mit Menschen muss wieder Spaß machen. Dazu müssen Ausbildungs- und Beschäftigungsbedingungen attraktiver werden. Wir wollen eine umfassende Attraktivitätskampagne, die über die Bedeutsamkeit sozialer Berufe aufklärt und die schönen Seiten an der Arbeit mit Menschen in den Vordergrund stellt.
  • Ausländische Fachkräfte sind eine Bereicherung und müssen schnell in Arbeit kommen: Brandenburg ist im gesamten Gesundheitssystem dringend auf den tatkräftigen Einsatz ausländischer Fachkräfte angewiesen. Der Fachkräftemangel ist allein damit noch lange nicht kompensierbar. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass ausländische Fachkräfte schnellstmöglich ins Berufsleben einsteigen können. Dazu müssen die Berufsanerkennungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden. Migrantinnen und Migranten sollen die Möglichkeit bekommen, eine Ausbildung und einen Berufsabschluss zu machen und gezielt für Aufgaben im Gesundheitswesen geworben werden. Brandenburg verschenkt hier Ressourcen, die dringend genutzt werden müssen.
  • Pakt für Pflege 4. Säule „Fachkräftesicherung“ umsetzen und ausbauen: Die umgehende Umsetzung der 4. Säule des Paktes für Pflege „Ausbildung und Fachkräftesicherung“ ist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des allgemeinen Fachkräftemangels wichtiger denn je. Wir gehen dies mit aller Kraft an.
  • Verbesserungen in der Ausbildung und im Studium: Wir werden die fachübergreifende Ausbildung nichtärztlicher Gesundheitsberufe an kommunalen Bildungszentren durchführen und das jetzige Ausbildungsangebot damit ausbauen bzw. ergänzen. Der Aufbau kommunaler bzw. regionaler öffentlicher Bildungszentren zur fachübergreifenden Ausbildung aller nichtärztlichen Berufsgruppen kann eine gute Ergänzung sein. Gerade die Ausbildungskapazitäten für Pflege- und Therapieberufe müssen deutlich ausgebaut werden. Zudem muss es in allen Bereichen eine angemessene Ausbildungsvergütung geben. Auch Medizinstudierende im Praktischen Jahr müssen hier mitgedacht und eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe des BAföG-Höchstsatzes erhalten. Die vorhandenen Ausbildungsstätten bspw. die Pflegefachschulen müssen landesweit gut aufgestellt und ausfinanziert werden.
  • Mehr Zahnärztinnen und Zahnärzte für ein flächendeckendes Angebot: Wir werden ein Landzahnarztstipendium einführen – analog dem Landarztstipendium im Medizinstudium. Damit binden wir den medizinischen Nachwuchs ans Land und sichern die Nachfolge.
  • Wir machen das Berufsleben besser: Damit junge Menschen lange in ihrem Wunschberuf verweilen, müssen wir gute Arbeitsbedingungen sicherstellen. Hierzu zählen eine gute Bezahlung, durch einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag Pflege, und die Lohngleichheit zwischen ÖGD-Ärzten und niedergelassenen sowie angestellten Ärzten in Kliniken, MVZ oder anderen Einrichtungen. Wir werden die Last auf viele Schultern verteilen: durch eine gesetzlich verankerte Personalbemessung und Personalmindeststandards in allen Bereich des Gesundheitswesens.
  • Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sichern: Um ausreichend Personal zu gewinnen, müssen Ausbildungs- und Studienkapazitäten sowie Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ausgebaut werden. Hebammen mit einer schulischen Berufsausbildung müssen die Möglichkeit haben, über eine berufsbegleitende Fortbildung den Bachelorabschluss zu erlangen. Ausbildungen und Weiterqualifizierungen müssen grundsätzlich auch in Teilzeit berufsbegleitend und damit bezahlt stattfinden können. Gerade vulnerablen Gruppen wie Alleinerziehende können somit Berufsmöglichkeiten eröffnet werden.
  • Aussteigerinnen und Aussteiger zurückgewinnen: Nicht mehr zur Verfügung stehen die vielen Fachkräfte, die ihrem Beruf aufgrund schlechter Bedingungen bereits den Rücken gekehrt haben. Wir werden eine Kampagne aufsetzen, die diese Fachkräfte – vor allem in der Pflege – zurückgewinnt. Sie benötigen die Anerkennung, die ihnen verwehrt blieb, und sie müssen die Arbeitsbedingungen vorfinden, die sie vermisst haben.
  • Soziale Arbeit muss sich nicht nur gut anfühlen, sondern auch ein gutes Leben ermöglichen: Wir wollen, dass soziale Berufe gewürdigt und gesellschaftlich anerkannt werden. Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie die vielen Fachkräfte im Betreuungswesen, der Beratung und in anderen sozialen Bereichen sind keine Selbstverständlichkeit. Soziale Arbeit ist keine unbegrenzte Ressource, sondern ein hohes Gut, dessen Bedeutung und Stellenwert immer wieder herausgehoben werden muss. Wir müssen dafür sorgen, dass dieses hohe Gut geschützt und gepflegt wird. Jungen Menschen müssen Anreize geboten werden, die sie dazu bewegen, sich für einen Beruf in der Gesundheits- oder Pflegebranche zu entscheiden und dort so lange wie möglich zu verweilen. Die Arbeit mit und am Menschen muss auch in Brandenburg wieder Spaß machen und nicht nur knapp zum Überleben reichen. Brandenburg ist ein soziales Land. Dies müssen auch die Fachkräfte in den sozialen Berufen spüren.