3.2 Gute Bildung an allen Schulen für alle Kinder und Jugendlichen

Alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf gute Bildung in wohnortnahen, gut ausgestatteten Schulen. Als Lern- und Lebensorte müssen sie Platz zum Lernen, zum Erholen, Spielen, zum Bewegen, zum Experimentieren, Medienarbeitsplätze sowie Räume zum Fördern, zum Ausruhen und zum Essen bieten. Wir gestalten Schule als einen Ort, der junge Menschen auf die Welt neugierig macht und auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet. Wir wollen eine Schule, in der Kinder und Jugendliche lange gemeinsam miteinander lernen können und in der sie ohne Leistungs- und Notendruck individuell gefördert werden. Dabei tragen Lehrerinnen und Lehrer, in Zusammenarbeit mit multiprofessionellen Teams, die Hauptverantwortung für das Gelingen dieser Bildungsprozesse. Dabei müssen sie bestmöglich unterstützt werden.

Wir wollen ein Bildungssystem, das allen jungen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ihren individuellen Voraussetzungen gleiche Bildungschancen sichert und sie in ihrer Entwicklung fördert. Die Voraussetzung dafür ist ein inklusives Schulsystem, in dem alle Kinder möglichst lange gemeinsam lernen. Deswegen haben wir den Mut, Schule und Unterricht neu zu denken.

Wir werden sicherstellen, dass Brandenburg den staatlichen Bildungsauftrag künftig in allen Schulen, in allen Regionen verlässlich erfüllen kann.

Unsere Projekte:

  • Dem Fachkräftemangel aktiv begegnen, indem wir die Lehrerinnen und Lehrer in Schulen wirksam entlasten. Wir befreien Lehrkräfte und Schulleitungen weitestgehend von nichtpädagogischen Aufgaben, damit sie sich auf den Unterricht, ihren Bildungsauftrag konzentrieren können und stellen zusätzliche Verwaltungskräfte, Assistenzen und IT-Fachleute ein. Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger werden wir verbindlich schulform- und fachbezogen qualifizieren mit entsprechenden Aufstiegsmöglichkeiten.
  • Personal & Budget für Schwerpunktschulen: Schulen mit einer hohen Quote an Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern, einer großen Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Förderbedarfen und Migrationshintergrund und/oder unbesetzten Stellen unterstützen wir unbürokratisch mit mehr Personal und einem Budget, mit dem z.B. pädagogische Assistenzen eingestellt und Sprachkurse, Migrations- und Sozialarbeit bezahlt werden können.
  • Schulsozialarbeit: Wir verankern im Schulgesetz, dass jede Schule einen Rechtsanspruch auf Schulsozialarbeit hat. Jede Schule verfügt dabei mindestens über eine Stelle in Vollzeit, entsprechend der besonderen Bedarfe und der Größe der Schule auch mehr.
  • Bildungsrat und Bildungsreform: Um Bildungsqualität entwickeln und sichern zu können, etablieren wir einen Bildungsrat, der mittel- und langfristige Empfehlungen und Maßnahmenvorschläge für eine echte Bildungsreform in Brandenburg diskutiert und die Ergebnisse dem zuständigen Ausschuss regelmäßig vorlegt. Dabei soll sich der Bildungsrat insbesondere mit folgenden inhaltlichen Schwerpunkten befassen: Bildungsbegriff, Bildungsziele sowie Bildungs- und Unterrichtsqualität; Überprüfung und Neuausrichtung der Rahmenlehrpläne hinsichtlich aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen; Erarbeitung von Vorschlägen für die Gestaltung des Schulsystems, insbesondere der weiterführenden Schulen unter besonderer Berücksichtigung der Umsetzung von Inklusion und Ganztagsbetreuung
  • Schulen(aus)bauen: Wir unterstützen unsere Kommunen bei der Sicherstellung ausreichender Platzkapazitäten in den Schulen. Wir wollen das Kommunale Investitionsprogramm „KIP Bildung“ fortführen und ausbauen und Kommunen bedarfsgerecht und unbürokratisch bei ihren notwendigen Investitionsmaßnahmen in den Um- und Neubau von Schulen fördern.
  • Wechsel an weiterführende Schulen: Den Übergang an weiterführende Schulen wollen wir vereinfachen, indem wir der Wohnortnähe an allen Schulformen Priorität einräumen.
  • Abschaffung unterschiedlicher Abiturabschlüsse: Noch immer sind Abiturabschlüsse von einigen ostdeutschen Bundesländern schlechter angesehen als von den westdeutschen. Wir kümmern uns um ein Bildungssystem, in dem die Abschlüsse verschiedener Länder nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden können. Das Zentralabitur muss schnell kommen, nicht erst 2030.
  • Ausbildungsoffensive zur Gewinnung neuer Lehrkräfte mit folgenden Maßnahmen: massiver Ausbau der Ausbildungsplätze unter besonderer Berücksichtigung der Mangelfächer, Schaffung weiterer dezentraler Ausbildungsorte in ländlichen Regionen, eine praxisorientierte Reform der Lehrkräfteausbildung (mehr Praxisanteile und kürzere Studienzeiten), attraktive Stipendienangebote für Lehramtsstudierende ab dem ersten Fachsemester, die schnellere Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, die Anhebung der Bezahlung der Referendarinnen und Referendare deutlich über Mindestlohn und die Entwicklung eines Anreizsystems gemeinsam mit Kommunen, um junge Lehrkräfte beziehungsweise Studierende durch vielfältige Unterstützung bei der Ansiedlung für den ländlichen Raum zu gewinnen.
  • Multiprofessionelle Teams: Wir legen ein Konzept für den Einsatz von multiprofessionellen Teams an allen Schulen vor. Dazu gehören für uns auch die Schulgesund­heitsfach­kräfte, die umgehend wieder in die Landesfinanzierung aufgenommen werden müssen. Sozialpädagogisches und therapeutisches Personal sowie Sprachmittlerinnen und -mittler werden den Schulen schrittweise bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt, um so die Umsetzung von Inklusion, Ganztagsbetreuung und die Integration aller Kinder und Jugendlichen sicherzustellen.
  • Einschulungsstichtag: Wir verlegen den Einschulungsstichtag vom 30. September auf den 30. Juni. Damit gewährleisten wir einen Schulstart, der dem Entwicklungsstand unserer Kinder am besten gerecht wird. Kinder sollten nicht zu zeitig dem jetzigen Schulstress ausgesetzt werden.
  • Inklusive Bildung: Um ein gemeinsames Lernen aller jungen Menschen unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen und möglichen Einschränkungen bestmöglich zu fördern, werden wir inklusive Pädagogik als zentralen Bestandteil in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften, Sozialpädagoginnen und -pädagogen und Erzieherinnen und Erzieher verankern, alle Schulen mit zusätzlichen Räumen zur Förderung und Rückzugsräumen ausstatten sowie die Rolle und Einsatzmöglichkeiten von Einzelfallhelferinnen und -helfern, Schulassistenzen und pädagogischen Unterrichtshilfen ausweiten, die Möglichkeiten für Poollösungen schaffen und deren Beantragung erleichtern.
  • Gemeinschaftsschulen: Echte Inklusion ist nur in Gemeinschaftsschulen erreichbar. Wir werden die Gemeinschaftsschule deshalb langfristig zur bevorzugten Schulform im Land Brandenburg entwickeln. Alle Schultypen – auch Gymnasien – sollen sich für das Konzept der Gemeinschaftsschule öffnen können. Das längere gemeinsame Lernen bis zur 10. beziehungsweise 13. Klasse bleibt unser wesentliches Ziel.
  • Bundespolitik in Bildungsmitverantwortung nehmen! Dafür muss Bildung als Gemeinschaftsaufgabe ins Grundgesetz aufgenommen, der Bildungs-Föderalismus aufgehoben und mit einem Bildungsrahmen-Gesetz auf Bundesebene mehr Vergleichbarkeit und Standards zwischen den Ländern ermöglicht werden. Die gegenseitigen Personal-Abwerbungen müssen gestoppt und der Bund über ein Sondervermögen Bildung stärker an der Finanzierung unserer Bildungsinfrastruktur beteiligt werden.