4.5.3 Die Rechte von nationalen und sprachlichen Minderheiten stärken

Vielfalt wird von manchem als Bedrohung gesehen. Wir betrachten sie als Bereicherung für den Einzelnen und Reichtum für unser Land. Vielfalt zu sichern, muss ein Grundanliegen der Gesellschaft und jedes Einzelnen sein: Denn die Würde jedes Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und schützen ist das Grundanliegen einer solidarischen Gesellschaft. Diese Überzeugung eint uns mit vielen im Land.

Gegen den Widerstand anderer Parteien haben wir in der Minderheitenpolitik viel erreicht. Manches wurde aber durch die Koalition verhindert: Der Schutz von Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma vor Diskriminierung wird immer noch nicht als wichtige Aufgabe des Landes verstanden. Das neue Niederdeutsch-Gesetz enthält kaum verbindliche Vorgaben. Wir wollen landespolitische Rahmenbedingungen schaffen, die die ethnischen und sprachlichen Minderheiten in die Lage versetzen, ihre Sprachen und Kulturen nach ihren eigenen Vorstellungen weiterentwickeln zu können.

Unsere Projekte:

  • Stiftung für das sorbische Volk stärken: Die Stiftung muss unter Berücksichtigung den wachsenden Aufgaben und der Lohn- und Preisentwicklung vom Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen finanziell angemessen ausgestattet werden. Wir werden die dafür notwendigen Initiativen ergreifen.
  • Kapazitäten für die Niederdeutsch-Ausbildung schaffen: Mit Mecklenburg-Vorpommern und/oder Sachsen-Anhalt werden wir eine Vereinbarung zur Ausbildung von Lehrkräften sowie Erzieherinnen und Erziehern für die Vermittlung der niederdeutschen Sprache in Schulen und Kindertagesstätten abschließen.
  • Lehrkräfte-Nachwuchs für Sorbisch sichern: Wir brauchen Strukturen für die Ausbildung und Weiterbildung von Lehrkräften sowie von Erzieherinnen und Erziehern, die am akuten Bedarf orientiert sind. Dazu gehört vor allem die Etablierung einer Ausbildung für Sorbisch/Wendisch in der Grundschule an der BTU Cottbus/Chóśebuz ebenso wie die für den Sekundärbereich an der Universität Potsdam, ergänzt durch mehr und wirksamere Werbung für diese Berufe durch das Land. Die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern mit Sprachqualifikation werden wir landesseitig unterstützen.
  • Niederdeutsch-Gesetz überarbeiten: Für die Revitalisierung der niederdeutschen Sprache werden wir ein Gesetz zum Schutz und zur Förderung der niederdeutschen Sprache schaffen, das diesen Namen wirklich verdient. Es muss das Niederdeutsche wirksam fördern und vor allem die Kommunen zur Anwendung und Revitalisierung des Niederdeutschen im Alltag zu stimulieren.
  • Niederdeutsch in der Pflege einsetzen: Wir werden endlich wirksame Unterstützung leisten, damit die umfangreichen Ideen und Konzepte des Vereins für Niederdeutsch zum Nutzen von Patientinnen und Patienten in die Praxis umgesetzt werden können.
  • Finanzielle Mittel bereitstellen: Die Handlungsempfehlungen des Mehrsprachigkeitskonzepts für Sorbisch/Wendisch sowie für Niederdeutsch können nur umgesetzt werden, wenn angemessene finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Dies werden wir sicherstellen.
  • Rassismus gegen Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma wirksam bekämpfen: Wir setzen uns für eine Beauftragte bzw. einen Beauftragten des Landes für Angelegenheiten der Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma sowie für den Kampf gegen Antiziganismus ein. Diese Person muss als kompetente Ansprechpartnerin bzw. kompetenter Ansprechpartner für die Community wirken und konkrete Maßnahmen im Kampf gegen Diskriminierung der Minderheit entwickeln und unterstützen.
  • Partizipation der Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma stärken: Ohne starke Zivilgesellschaft kann die Gleichstellung von Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma nicht gelingen. Dabei kommt den Partizipationsstrukturen der Minderheit zentrale Bedeutung zu. Wir stehen in der Pflicht, den Ausbau der Selbstverwaltungsstrukturen der Sinti und Roma zu fördern.
  • Wissen über die Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma in allen Schulen vermitteln: Schülerinnen und Schülern soll ein authentisches und differenziertes Bild von den vielschichtigen Lebenswirklichkeiten der Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma vermittelt werden. Dazu gehört der Holocaust an den europäischen Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma. Die Thematisierung im Unterricht darf aber nicht darauf beschränkt werden. Es geht darum, den Beitrag von Sintizze und Sinti sowie Romnja und Roma zur deutschen und europäischen Geschichte und Kulturgeschichte zum Gegenstand des Schulunterrichts zu machen. Dafür muss das Land Rahmenbedingungen schaffen.
  • Lausitz/Łužyca als Europäische Minderheiten-Kompetenzregion: Im Rahmen des Strukturwandels werden wir den südlichen Teil unseres Land als Region gestalten, in der deutsch-slawische Mehrsprachigkeit nicht nur als eine Angelegenheit des sorbischen/wendischen Volkes betrachtet wird, sondern als Mehrwert bei der Gestaltung der gemeinsamen Zukunft erkannt und gelebt wird.