Chancengleichheit ist nicht in erster Linie eine Geschlechterfrage

Zu der von der CDU beantragten Aktuellen Stunde zum Thema „Gleiche Bildungschancen für Jungen und Mädchen in Brandenburg“, in deren Rahmen eine spezielle Förderung von Jungen in der Schule gefordert wird, erklären die Fraktionsvorsitzende Kerstin Kaiser und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin Gerrit Große:

Der eigentliche Schlüssel zur Chancengleichheit liegt nach Ansicht der LINKEN in der Benachteiligung sozial Schwacher und nicht in der Benachteiligung von Jungen gegenüber Mädchen. Aus schlechteren Noten für Jungen in einigen Fächern im Vergleich zu Mädchen und der größeren Zahl von männlichen als weiblichen Schulabgängern ohne Abschluss, eine generelle Benachteiligung des männlichen Geschlechts ableiten zu wollen, geht an den Realitäten vorbei.

Gewiß bedarf es einer differenzierteren geschlechterbewussten und geschlechtergerechten Ausgestaltung der schulischen Bildung und Erziehung. Und ebenso einer stärkeren Sensibilisierung aller an Bildung und Erziehung Beteiligten für Geschlechterfragen. Doch viel wichtiger ist die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler und speziell der Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen. Wenn vier von fünf Kindern aus einkommensstarken Haushalten, aber nur ein Zehntel der Kinder aus einkommensschwächeren Familien den Sprung an die Hochschule schaffen, ist das wesentlich bedenklicher als wenn Jungen im Lesen schlechtere Leistungen in der Schule zeigen als Mädchen.

Eine Rückkehr zu Schulen, in denen Schüler nach Geschlechtern getrennt unterrichtet werden, lehnt die LINKE als einen Schritt zurück in die Vergangenheit prinzipiell ab. Statt dessen sieht sie in der Gemeinschaftsschule, in der Jungen und Mädchen aus allen sozialen Schichten so lange wie möglich gemeinsam lernen, als den besten Weg zur individuellen Förderung aller Kinder, auch der Jungen.