Schöneburg: Besuch zum Tag gegen Homophobie in Elstal
Es ist acht Uhr morgens. Die Schüler der 10. Klassen sammeln sich auf den Sitzstufen der Pausenhalle. Die Oberschule Elstal wirkt an diesem 30. November 2012 trotz trüben Wetters aufgeweckt und wuselig. Justizminister Dr. Volkmar Schöneburg sitzt mitten in der Menge auf der untersten Sitzstufe. Heute wird erstmals ein „Tag zur gesundheitlichen Aufklärung und gegen Homophobie“ durchgeführt.
Nach der Eröffnung durch die Oberschulrektorin Dr. Christine Scharschmidt folgten Begrüßungsworte des Bürgermeisters Holger Schreiber. Für Auflockerung sorgte die Musik-Arbeitsgemeinschaft, die die Zuhörer mit musikalischen Ausflügen zum Thema Liebe durch Coverversionen wie „Rolling in the Deep“ von Adele fesselten. Doch auch ein Querflötensolo sowie ein Gitarrenbeitrag lockerten die Stimmung auf.
Schöneburg sprach in seinem Grußwort von seinen Erfahrungen als Anwalt mit dem Problem Homophobie. Aber auch geschichtlich gab er jede Menge Input. Während die Römer freizügig im Umgang gleichgeschlechtlicher Liebe und Zuneigung waren, kam mit der christlichen Sexualmoral die Auffassung, Sex würde lediglich der Fortpflanzung dienen. Im Dritten Reich reichten dann nur „wollüstige Blicke zwischen Männern“ aus, um sich strafbar zu machen. Erst 1969 wurde in der BRD der § 175 (dieser stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe) abgeschafft. In der DDR war es 1958. Schöneburg betonte abschließend: „Die Vielfalt der Lebensentwürfe macht unsere Welt bunter.“
Anschließend wurde der „Mutmacher-Preis 2012“ an die Schulleitung durch Tobias Bank, als Fraktionsvorsitzender der Fraktion DIE LINKE in der Gemeindevertretung Elstal, und Sabine Stoll, Ortsvorsteherin von Elstal, übergeben. Mit diesem Preis soll gesellschaftliches Engagement für soziale Zwecke geehrt werden.
In der anschließenden Gesprächsrunde mit der Klasse 10 b sprach Schöneburg über seine rechtlichen Erfahrungen im unterschiedlichen Umgang mit der Verfolgung von Homosexuellen in Ost und West. Er wurde gefragt, wie er persönlich zum Thema Homophobie stehe und antwortete in den Worten Friedrichs II.: „Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden.“ Zudem ist sexuelle Selbstbestimmung heutzutage ein hohes Gut.
Etwas vom Thema abweichend, waren die Schüler auch interessiert, was der Justizminister gegen Internetkriminalität und Pornographie im Internet macht. Schöneburg erläuterte, dass es eine eigens dafür abgestellte Staatsanwaltschaft in Cottbus gäbe. Anschließend erklärte Schöneburg, was unter Sicherungsverwahrung zu verstehen ist. Etwas Überzeugungsarbeit musste Schöneburg leisten, weshalb er Vergewaltiger nicht für immer wegsperren will. Er konstatierte, dass die Rückfallquote von Sexualstraftätern durch eine Sozialtherapie gesenkt werden kann. Zu guter Letzt wollten die Schüler wissen, wie der Justizminister zur Legalisierung von Hanf stehe. Insgesamt also eine sehr interessante und breit durchs Gemüsebeet gehende Gesprächsrunde.
Verschiedene Workshops erwarteten die Heranwachsenden an diesem Präventionstag. Der Verein „AndersArtig“ gestaltete ein Seminar zum Thema „Homophobie und gesundheitliche Aufklärung“. Das Gesundheitsamt Falkensee war mit einer „Lümmeltüten-Aktion“ vor Ort. Und über den „Umgang mit HIV-kranken Menschen“ klärte der Hospizdienst „Tauwerk“ auf.
Die Gemeinde Wustermark liegt im brandenburgischen Landkreis Havelland. Im Ortsteil Elstal befindet sich die integrierte Oberschule mit Ganztagsbetrieb. Sie profiliert sich seit dem Schuljahr 2001/02 als wirtschaftsorientierte Schule. Das Ziel ist es, die Schüler optimal auf die Berufsausbildung bzw. das Berufsleben vorzubereiten und ihnen Einblicke in möglichst viele verschiedene Berufsfelder zu gewähren.