Langzeitarbeitslose Menschen müssen aus dem Abseits geholt, aktiviert und gefördert werden – zum Nutzen des Einzelnen und zum Vorteil der ganzen Gesellschaft
Längerfristig oder sogar dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen ist die immer größer werdende Gruppe der sogenannten „integrationsfernen“ Erwerbsfähigen mit „mehrfachen Vermittlungshemnissen“. In Brandenburg betrifft dies etwa 65.000 Menschen, d. h. 70 Prozent aller erwerbsfähigen Arbeitslosen, die Leistungen aus dem Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) beziehen. Und es werden immer mehr, auch, da die Mittel sowie die Zahl, Qualität und Nachhaltigkeit von Integrationsangeboten und Beschäftigung schaffenden Maßnahmen für diese Gruppe bereits seit Jahren vom Bund immer weiter zurückgeschraubt werden. Die noch bestehenden Angebote der Bundesagentur für Arbeit werden zudem immer stärker auf besser und schneller vermittelbare Arbeitslose konzentriert.
Arbeit und Beschäftigung jedoch sind Grundbedürfnisse des Menschen, die Sinn stiften, zu sozialer Integration beitragen, die Entwicklung eigener Potenziale befördern können und auch kulturelle und gesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten schaffen. Daher wünscht sich ein Großteil der Betroffenen auch die Möglichkeit, einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen oder sich gesellschaftlich engagieren zu können. Bei anhaltender Beschäftigungslosigkeit leiden zudem zunehmend die soziale Einbindung und die Gesundheit. Entsprechende Folgekosten für die Gemeinschaft entstehen und potentiell noch vorhandene (Re-)Integrationschancen der Betroffenen in die Arbeitswelt werden noch geringer.
Aus diesem Grund haben wir in unser Leitbild 2020 plus die verbesserte, nachhaltigere Neuauflage des Öffentlichen Beschäftigungssektors mit aufgenommen. Als ein zentrales Modellkonzept sehen wir hier das „Soziale Unternehmertum“: Das soziale Unternehmen in unserem Sinn fußt auf Kooperation der lokalen Akteure konkret mit dem Ziel der Integration von schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen auf freiwilliger Basis und im Gemeinwohlinteresse.
Im Unternehmen leisten die Beschäftigten, je nach ihren langsam auf- und auszubauenden Potentialen (möglichst arbeitsmarktnahe) Arbeit, die zugleich auch im Interesse der Gemeinschaft und Kommune liegt (bspw. im Bereich der kommunalen sozialen und kulturellen Infrastruktur), die dabei aber auch Interessen lokaler Unternehmen Rechnung trägt, indem das Engagement möglichst innerhalb vom Markt-Nischen stattfindet und somit außerhalb der Konkurrenz zu lokalen Wirtschaftsstrukturen. Zur Förderung werden EU-, Bundes-, Landes- und kommunale Mittel zusammengeführt. Über die wertschöpfende Arbeit wird zudem der notwendige Zuschuss öffentlicher Mittel so gering wie möglich gehalten bzw. mit der Zeit sogar minimiert, so dass staatliche Ausgaben langfristig sinken.
Durch Umsetzung dieses Konzepts – das in anderen Europäischen Ländern bereits Normalität ist, teils aber auch schon in Deutschland von mutigen Vordenkern praktiziert wird – kann somit Arbeit statt Arbeitlosigkeit finanziert und ein Instrumentarium zur sozialen Integration geschaffen werden. Durch zeitlich nicht begrenzte Rahmen werden einige Betroffene die Integrierbarkeit in den 1. Arbeitsmarkt dank langer Förderung wiedererlangen können; während die übrigen weiterhin sozial integriert bleiben und dabei sinnvollen, gemeinwohlbefördernden Tätigkeiten nachgehen können.
Vor diesem Hintergrund möchten wir auf eine wichtige Veranstaltung zu diesem Thema aufmerksam machen: Am 28. November 2013 lädt die gemeinnützige „Horizont – Sozialwerk für Integration GmbH“ nach Lauchhammer-Ost in die Friedensgedächtniskirche zur der Abschlussveranstaltung ihrer Konferenz für das transnationale Projekt „WAAGE“ ein.Das Thema lautet: Sozialunternehmen zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen (Impulse aus dem Erfahrungsaustausch mit europäischen Partnern für die Arbeitsintegration von Langzeitarbeitslosen in Brandenburg / Deutschland).
Die gemeinnützige „Horizont – Sozialwerk für Integration GmbH“ ist mit einem Anteil von 95 (ehemaligen) Langzeitarbeitslosen an insgesamt 117 Beschäftigten ein herausragendes Beispiel der wenigen „Sozialen Unternehmen“ in unserem Land Brandenburg wie bundesweit. Mit ihrem wichtigen Hintergrundwissen, ihren Erfahrungen, der Geschichte ihres Erfolges trotz aller widrigen Umstände stellen die Initiatoren und Unterstützer des Projektes genau die richtigen Ansprechpartner für alle Interessierten und Betroffenen dar. Daher hoffen wir auf viele Besucher*innen, Mitdenker*innen und Mitdiskutierende bei dieser wichtigen Konferenz!
Gefördert wird diese Veranstaltung durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg.