Trauer um Klaus Ness
Wir trauern um den SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Ness, der in der Nacht zum heutigen Freitag verstorben ist.
Christian Görke, Landesvorsitzender DIE LINKE. Brandenburg:
DIE LINKE in Brandenburg trauert um Klaus Ness. Sein Tod hat uns geschockt und tief getroffen. In unseren Gedanken sind wir bei seiner Frau und seiner Familie. Klaus Ness hat sich seit 1991 für Brandenburg engagiert. Er ist ein Brandenburger geworden und hat für seine politischen Ziele immer hart und fair gestritten. Nicht nur in der Zeit rot-roten Koalition war er uns ein verlässlicher politischer Partner. Klaus Ness wird mir fehlen. Als kluger, scharfsinniger und verbindlicher Gesprächspartner, als Vollblutpolitiker, als leidenschaftlicher Verteidiger von Menschlichkeit und Demokratie und als Kämpfer gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt.
Ralf Christoffers, Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Landtag, und Thomas Falkner, Vorstandsreferent der Linksfraktion:
Klaus Ness war eine der großen Gestalten der brandenburgischen Sozialdemokratie. Er hat unser Land in einem Maße geprägt wie nur wenige. Er war ein Mann der Weitsicht, der Nüchternheit und des Verantwortungsbewusstseins. Dass es in Brandenburg zur rot-roten Koalition kam und dass sie gut und erfolgreich arbeitet, war sehr wesentlich ein Verdienst von Klaus Ness. Wir haben einen zuverlässigen engen Partner, manche von uns auch einen persönlichen Freund verloren.
Als Klaus Ness 1962 in der Stahlarbeiterstadt Peine (Niedersachsen) geboren wurde, stand die SPD im Begriff, die Idee von Wandel durch Annäherung auszuarbeiten und die Entspannungspolitik einzuleiten. Als er in die Schule kam, hatte die Studentenbewegung die kulturelle Modernisierung der Bundesrepublik eingeleitet und Willy Brandt, der erste sozialdemokratische Bundeskanzler, ging daran, die aufgestauten Träume und Erwartungen an eine soziale Demokratie in politische Praxis zu übersetzen. Als Jugendlicher erlebte Klaus Ness den “Deutschen Herbst” – er erlebte einerseits, in welch brutale Menschenverachtung Radikalismus und Extremismus abgleiten können, und sah andererseits, welch harte Entscheidungen mit staatsmännischer Verantwortung verbunden sein können. In dieser Zeit, genau an seinem 15. Geburtstag, trat er in die SPD ein.
Dies war auch die Zeit, in der die Stahlkrise seiner Heimatstadt an die Gurgel ging. Bis Mitte der 80er Jahre – Klaus Ness war zu der Zeit Student der Erziehungswissenschaften – ging nahezu die Hälfte der Stahl-Arbeitsplätze in Peine verloren, Hochöfen wurden stillgelegt. Wirtschaftlichen Zusammenbruch und die Mühen des Strukturwandels hatte Klaus Ness erlebt, bevor er 1991 nach Brandenburg kam.
Klaus Ness hat zeit seines Lebens die Sozialdemokratie als eine Kraft verstanden, die die Gesellschaft prägen, strategische Linien zeichnen, soziale wie ideologische Abwege verhindern und vor allem politisch gestalten muss. Der Kampf gegen Menschenverachtung und Gewaltbereitschaft, gegen Nazis in Bomberjacken wie gegen Rechtspopulisten im feinen Zwirn, ließ ihn niemals los.
Für Klaus Ness bezog die Sozialdemokratie ihre politische und kulturelle Kraft sowohl aus dem Versprechen der Aufstiegsmöglichkeit für jede und jeden, aus dem Mut, dafür zu kämpfen, – und aus der Fähigkeit, das als notwendig Angesehene und das als richtig Erkannte auch praktisch umzusetzen. Sozialdemokratie – das hieß für Klaus Ness auch: gutes Regieren. Gute Entscheidungen gut umgesetzt: “Verliebtsein ins Gelingen” – so nannte er das.
Auf diesem Wege wurde der politische Mensch Klaus Ness zu einem Brandenburger. Hier fand er – in seiner Partei, aber auch im Naturell der Menschen dieses Landes – seine Heimat und schließlich auch seine Liebe. Klaus Ness verstand sowohl West wie Ost sehr genau – aber wenn man mit ihm sprach, sprach man mit einem Brandenburger und einem Sozialen Demokraten. Er war einer von uns. Sein Tod hat uns in Herz und Verstand getroffen.