Die 28. Brandenburgische Frauenwoche steht bevor
In diesem Jahr wird der 8. März für uns LINKE ein ganz besonderer Frauentag – so viele Jubiläen auf einmal sind selten! Die frühen Internationalen Frauentage waren vom Kampf um das Frauenwahlrecht geprägt – dieses wurde im November 1918 eingeführt, vor genau 100 Jahren. Außerdem legte die USPD den Frauentag 1918 auf den 5. Mai, den Geburtstag von Karl Marx, dessen 200. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern. Nachdem das Wahlrecht erkämpft war, ging es in der Folge um eine Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich und den legalen Schwangerschaftsabbruch – Themen, die noch heute aktuell sind.
In diesem geschichtsträchtigen Jahr werden wieder rund um den Internationalen Frauentag überall in Brandenburg frauenpolitische Veranstaltungen stattfinden. Im Rahmen der 28. Brandenburgischen Frauenwoche, die vom 1. bis zum 14. März stattfinden wird, werden zahlreiche Diskussionsveranstaltungen, Lesungen, Stadtführungen und natürlich Feiern organisiert. Den gesamten Kalender gibt es ab Mitte Februar unter www.frauenpolitischer-rat.de/frauenwoche. Auch Kreis- und Basisorganisationen können ihre öffentlichen Veranstaltungen dort eintragen. Inhaltlich wird in diesem Jahr auf die strukturellen Benachteiligungen von Frauen aufmerksam gemacht. Wir wollen zeigen, dass Frauen nicht individuell die „Schuld“ gegeben werden kann an Umständen, die gesellschaftlich bedingt sind. So hat eine Vergewaltigung ihre Ursache nicht in der Kleidung der Frau und wenige Frauen in Führungspositionen sind kein Anzeichen weiblichen Unvermögens. Frauenarmut hat nichts damit zu tun, dass Frauen „freiwillig“ falsche Entscheidungen treffen. Vielmehr stehen dahinter staatliche Anreizsysteme, ökonomische Zwänge und dominante Rollenbilder. Die gesellschaftlichen Ursachen und Zusammenhänge sichtbar zu machen, ist der Anspruch der diesjährigen Frauenwoche.
Aber im Jubiläumsjahr der Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts vor 100 Jahren gibt es natürlich noch ein zweites Thema: Heute gehen Frauen ebenso häufig zur Wahl wie Männer, aber sie sind weit seltener Abgeordnete und bestimmen daher weit seltener die Politik mit als Männer. Ausgerechnet in diesem Jubiläumsjahr sind wir mit einer erstmals gesunkenen Frauenquote im Bundestag konfrontiert. Seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der Frauenanteil im Bundestag nicht mehr so niedrig. Verantwortlich dafür sind vor allem Parteien ohne quotierte Listen. In den Landtagen und den Kommunalparlamenten sind noch weniger Frauen vertreten. Auf verschiedenen Ebenen wird derzeit diskutiert, ob quotierte Listen, wie DIE LINKE sie schon immer hat, für alle Parteien künftig verpflichtend sein sollten, um zur Wahl zugelassen zu werden. DIE LINKE, auch in Brandenburg, hat langjährige Erfahrungen mit einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in unserer Partei. Es gilt, diese Erfahrungen weiterzugeben und damit an die Forderungen der ersten Frauentage anzuknüpfen.
Monika von der Lippe, Landesgleichstellungsbeauftragte und BO-Vorsitzende DIE LINKE. Bestensee