LAG SozialGesund zu Besuch in der JVA Wriezen

Freiheit ist ein kostbares Gut. So das Statement der LAG SozialGesund nach dem Besuch der Justizvollzugsanstalt Wriezen. Es war nicht einfach, die Wirkung der hohen Mauern, von Stacheldraht und unzähligen verschlossenen Türen für vier Stunden auszublenden. 137 überwiegend jugendliche Straftäter*innen befinden sich derzeit in der JVA. Nachts seien gerade mal fünf Vollzugsbeamte im Dienst. Der enorme Personalmangel zeigt seine Auswirkungen, nicht nur zu Lasten von Sicherheit und Sicherheitsgefühl für das Personal. Die daraus resultierende Stressbelastung führe zu erhöhtem Krankenstand, der wiederum die Situation noch weiter verschärfe.

Die oft sehr erfolgreiche Komplexität aus Therapie, Regelmaßnahmen und Sozialtraining kann nicht mehr wie in der Vergangenheit umgesetzt werden. Was bleibt, ist das Gefühl, nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, den überwiegend jungen Männern eine echte Chance mitzugeben. Eine Chance auf ein regelkonformes, in die Gesellschaft integriertes und vor allem selbstbestimmtes Leben. Die JVA hat sich in der Vergangenheit mit ihrem Sozialtherapeutischen Training einen Namen gemacht. Engmaschig durch Psychologen und Sozialpädagogen betreut werden Alltagskompetenzen trainiert, gegebenenfalls sogar eine handwerkliche Berufsausbildung absolviert oder der Schulabschluss nachgeholt.

Das alles ist nichts – da sind sich die Mitglieder der LAG SozialGesund einig – wenn nach der Entlassung Ablehnung, Widerstände und mangelnde gesellschaftliche Integration jede positive Prognose zunichtemachen. Gerade hier sieht sich die LAG gefordert, Ankersysteme zu entwickeln, aber auch präventiv einzuwirken. Nicht zuletzt gleichen sich die Biografien der Straftäter*innen, bestimmen sozialkritisches Milieu und Perspektivlosigkeit die Kindheit und Jugend vieler. Gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Bettina Fortunato, welche uns an diesem Tag begleitete, möchten wir uns bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der JVA Wriezen für die intensiven Gespräche, offenen ehrlichen Worte und vor allem ihr tägliches Engagement bedanken.

Diana Tietze, Sprecherin LAG SozialGesund