
Gemeinsam gegen Faschismus von gestern und heute – Gedenken an das Massaker von Lidice
Das liebliche Tal voller Menschen von überall her. Ein Bild, das wir für den gemeinsamen Kampf gegen den um sich greifenden Nationalismus, den Hass und den wiedererstarkenden Militarismus in Europa anstreben.
Das Gedenken an das Massaker von Lidice, in dem die Nazis am 10. Juni 1942, vor 77 Jahren, das einstige 500-Einwohner-Dorf dem Erdboden gleichmachten, alle 173 Männer im Alter ab 15 Jahren erschossen, die Frauen ins KZ Ravensbrück deportierten und 82 der etwa 100 Kinder des Ortes vergasten, „germanisch“ Aussehende in Lebensbornheimen „germanisierten“, findet seit dem Jahr 2000 wieder an der Gedenkstätte am Ort des einstigen Dorfes statt, in diesem Jahr am 15. Juni 2019. Von der „Samtenen Revolution“ zunächst „vergessen“, blüht seitdem der internationale Rosengarten wieder, auch dank internationaler Solidarität mit tschechischen Linken, die nicht zuließen, dass dieser wichtige Ort der Mahnung und Erinnerung an die Verbrechen der Nazis, an Leid und Tod durch Faschismus und Krieg, dem neuen Zeitgeist geopfert wird. Lidice, willkürlich von den Okkupanten ausgewählt und als Racheakt für das Attentat tschechischer Antifaschisten auf den stellvertretenden Reichsprotektor im faschistisch besetzten Böhmen und Mähren vernichtet, steht in einer Reihe mit Orten wie Oradour, Distimo, Warschau, Hiroshima, Stalingrad oder Dresden (11 Partnerorte von Lidice, die ebenfalls in Folge des faschistischen Krieges „vom Erdboden verschwunden“ waren und deren Wappen im Rund nebeneinander im Rosengarten stehen).
Dem offiziellen staatlichen Gedenken folgten die diplomatischen Vertretungen in der Tschechischen Republik, gesellschaftliche Kräfte der demokratischen Öffentlichkeit, Kindergruppen aus dem Land und aus Japan zum Bühnenprogramm sowie Mitglieder der Partei DIE LINKE und Linke aus der Bundesrepublik. Auch eine Motorrad-Rockergruppe, die sich sichtbar als europaweite Anhänger der „Nachtwölfe“ outeten, erwies den Opfern des Massakers ihren Respekt und verneigte sich. Weil sie Russland-Aufdrucke auf ihren T-Shirts trugen, mussten sie aber außerhalb des offiziellen Gedenkplatzes bleiben.
Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft Netzwerk der Europäischen Linken des Landesverbandes der LINKEN Brandenburg nahmen am Gedenken der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSČM) und der Linken Frauen Tschechiens teil. An der Statue „Lidicer Frau mit Rose“ sprach Květa Šlahúnková und warnte u. a. vor den andauernden Bestrebungen der Landsmannschaften aus dem Lande unseres „Heimatministers“ und mahnte Politiker und Abgeordnete aller Ebenen, sich der neuen Aufrüstung zu widersetzen. Im Namen unseres Landesverbandes und des Netzwerkes legten unsere Genoss*innen rote Nelken zu Füßen der „Lidicer Frau“ und weiße Nelken an der Skulpturengruppe der 82 ermordeten Kinder nieder, wo Alena Grospičová vom Frauenverband bewegende Worte sprach.
Abschließend wurde der herrliche Rosengarten bewundert. Er wurde mit Unterstützung von Städten, Organisationen und Einzelpersonen aus aller Welt, verzeichnet auf großen Tafeln, wiedererrichtet. Auch die LAG Netzwerk EL, damals noch Landesarbeitsgemeinschaft der PDS, fand sich dort wieder. Mit der Aktion „Rosen für LidiceW wurde vor Jahren die Wiederherstellung des Rosengartens unterstützt. Dieser ist nun wieder ein sehr würdiger blühender Ort, sinnbildlich für das Leben, das es zu erhalten gilt.
Sonja Newiak
LAG Netzwerk EL