Höhenflug oder Höllenritt? Mein erstes Jahr als Landesvorsitzende
Kaum zu glauben — mehr als ein Jahr ist der Wahlparteitag in Templin schon wieder her. Gleichzeitig war er die letzte große Präsenzveranstaltung des Landesverbandes vor Corona, das letzte Mal, dass so viele Genoss*innen aus ganz Brandenburg an einem Ort zusammenkommen konnten, um miteinander Politik zu machen.
Dieser Start war eine große Hürde für den neuen Landesvorstand — und natürlich auch für mich als Landesvorsitzende. Denn die Arbeit wurde beinahe aus dem Stand auf Telefon- und wenig später Videokonferenzen umgestellt. Über manche Themen diskutieren wir heute kurzfristiger und intensiver als in der Vergangenheit.
Aber ich bin in der Kommune gestartet, als Gemeindevertreterin, als Bürgermeisterkandidatin. Ich möchte gern nah an den Menschen sein, im direkten Kontakt. Deshalb habe ich trotz der widrigen Umstände versucht, so viel wie möglich im Land unterwegs zu sein. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Probleme vor Ort, aber auch die Art, wie wir Parteiarbeit organisieren, hat mich sehr beeindruckt. Da ging es u. a. um ein Windrad im Wald, Mieten, Verkehrspolitik, Kampf gegen Rechts, Corona-Hilfen, Bildung, innerparteiliche Kommunikation.
Alles muss ich auf dem Schirm haben und zu allem wird von mir eine Meinung erwartet und das häufig mit sehr wenig Vorlaufzeit. Meine größte Herausforderung ist und wird es wohl auch bleiben, das Umschalten zwischen den verschiedenen Ebenen mehrmals am Tag und oft in sehr kurzen Zeitfenstern: ehrenamtliche Landesvorsitzende, Personalchefin der Bundestagsfraktion, Gemeindevertreterin. Das alles zu sortieren und zwischendurch auch noch ein paar Minuten zum Luftholen und für meinen Sohn zu reservieren, ist wirklich nicht einfach.
Umso mehr freue ich mich, wenn ich etwas erreichen kann. Ein tolles Echo hatte z. B. der Weihnachtsbrief an unsere älteren Mitglieder. Aus den Antworten sind viele neue und spannende Gespräche entstanden. Und gerade in dieser Zeit war und ist es mir sehr wichtig, auch die älteren Mitglieder unserer Partei, die mit den „digitalen“ Arbeitswegen noch mehr fremdeln als wir Jüngeren, dennoch mitzunehmen. Dabei sind wir ein gutes Stück vorangekommen.
Mit dem Bundestagswahlkampf in diesem Jahr wachsen die Herausforderungen noch einmal. Und wir sind schon mittendrin. Dennoch macht es Spaß, Landesvorsitzende zu sein — schon, weil jeden Tag mindestens eine neue Überraschung auf mich wartet.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Genoss*innen zu bedanken, die mich so gut durch das erste Jahr getragen haben. Denn ohne die unermüdliche Arbeit der Ehrenamtlichen in den Kreisen, ohne die sehr gute Arbeit der Landtagsfraktion und ohne das Team in der Landesgeschäftsstelle würde auch ich als Landesvorsitzende unsere Partei nicht voranbringen können.
Katharina Slanina, Co-Landesvorsitzende DIE LINKE. Brandenburg