Ganz Tschechien gedenkt Massaker in Lidice vor 80 Jahren
Nach der „samtenen Revolution“ als kommunistisch missachtet und vernachlässigt, ist heute der Gedenkort Lidice mit seinem Internationalen Rosengarten, den authentischen Mahnorten innerhalb des zerstörten Dorfes für die verschiedenen Opfergruppen zu einem Gedenkort von nationaler Bedeutung geworden.
In den Tagen um den 80. Jahrestag der Vernichtung Lidices brachten Schulkinder weiße, wie Blumen gefaltete Papierwindrädchen und „pflanzten“ sie an den grünen Hang, in dessen Niederung idyllisch das Dorf gelegen hatte. Im sachten Wind drehten sich die Rädchen.
Am Vorabend der zentralen Veranstaltung mit Kranzniederlegungen der tschechischen Regierung, der akkreditierten Botschaften in Prag und der breiten tschechischen Öffentlichkeit fand auf dem Plateau des Memorials ein Chorsingen mit 40 Kinderchören statt.
Am zentralen Gedenktag, dem 12. Juni 2022, schlossen wir vier von der Landesarbeitsgemeinschaft Netzwerk Europäische Lineke (LAG Netzwerk EL) uns den linken tschechischen Frauen an und legten Blumen am Mauerrest des Gehöftes von Horak nieder, vor dem 173 Männer des Dorfes am 10. Juni 1942 von der SS erschossen wurden, danach an der bronzenen Kindergruppe für die 83 an verschiedenen Orten vergasten Kinder und für die in Konzentrationslager verschleppten Frauen, von denen wenige überlebten.
Lidice ist ein lebendiger Gedenkort am Platz des einstigen lebenden Dorfes. Ruinen der Grundmauern einstiger Gehöfte, Schornsteine ohne Öfen und Haus, der alte Friedhof mit schiefen Grabkreuzen ziehen Besucher jeden Alters an. Der Rosengarten mit Friedenspfahl bezeugt die internationale Verbundenheit des heutigen Lidices mit allen Menschen, die sich nichts dringender als Frieden wünschen. Es gibt auch ein Museum zur Geschichte und den Hintergründen des Massakers und die Bürgermeisterin, die junge Veronika Kellerová, ist bemüht, die Verbindung zur nächsten Generation und über die Grenzen hinweg weiter zu führen.
Sonja Newiak
LAG Netzwerk EL