Isabelle Vandre: Eröffnung der Garnisonkirchenturmkopie: Beschämender Akt für das moderne Potsdam
Anlässlich der morgigen feierlichen Eröffnung des wiederaufgebauten Garnisonkirchturms erklärt Isabelle Vandre, Direktkandidatin der Linken zur Landtagswahl in Potsdam und kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag:
„Die Eröffnung der Kopie des Garnisonkirchenturms zeugt von Ignoranz gegenüber der Geschichte dieses Ortes und einer Missachtung der Opfer des Nationalsozialismus. Es ist ein beschämender Akt für das moderne Potsdam. Mit diesem Ort kann und darf es keine Versöhnung geben. Schließlich wurde hier symbolisch die Machtübergabe der konservativen Eliten der Weimarer Republik an die Nationalsozialisten besiegelt. Es folgte deren 12-jährige Terrorherrschaft, die Krieg und Vernichtung über Europa und die ganze Welt brachten. Die Abermillionen an öffentlichen Geldern, die bereits in das Projekt geflossen sind, wären in sozialen Wohnungsbau oder der Förderung politischer Bildung zum Nationalsozialismus und preußischen Militarismus deutlich nachhaltiger angelegt gewesen. Ich bin empört, dass das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburgs offenbar die inhaltliche Arbeit der Stiftung Garnisonkirche fördert. Eine Antwort des Ministeriums auf meine Landtagsanfrage, wofür die Mittel konkret verwendet werden (Drucksache 7/10074), steht aus.
Als Linke bleiben wir bei unserer Forderung: Versenkt keinen weiteren Cent Steuergeld für diese Form der Geschichtsklitterung. Alles, wofür die Garnisonkirche steht, ist in einer Demokratie abzulehnen. Diese Haltung hätte ich auch von unserem Bundespräsidenten erwartet, der in seinen bisherigen Reden an Gedenktagen der Mahnung und Erinnerung an den Nationalsozialismus wiederholt unsere Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit betont hat. Mit seiner Schirmherrschaft verleiht er der Wiedereröffnung der Garnisonkirche eine offizielle, staatliche Bedeutung. Damit geht er dem geschichtsrevisionistischen Versöhnungsmythos auf den Leim, wo gerade jetzt eine Distanzierung nötig wäre. Es ist ein Trugschluss den Ort demokratisch umdeuten und nutzen zu können. Die Garnisonkirche ist und bleibt ein Symbol Rechter, sowie von Militärs und Neonazis.“