Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung
Bibliothek
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin

Zeit: 29.02.2024, 18:00 – 20:30 Uhr

Austausch mit Lucio Cuenca Berger (Leiter von OLCA, lateinamerikanisches Observatorium für Umweltkonflikte) über globale Herausforderungen und Konflikte der Energiewende.

Mit Verdolmetschung deutsch-spanisch//spanisch-deutsch

Wegen begrenzter Plätze ist eine Anmeldung zum Seminar erforderlich
(direkt per email an yhpnf.ervarue@ebfnyhk.bet)

Energiewende ja, aber gerecht!

Angesichts der drängenden Herausforderungen durch den Klimawandel befürworten Politiker*innen weltweit unterschiedlichste Strategien, um dessen Folgen zu bekämpfen oder abzumildern. Dekarbonisierung, die Förderung von grünem Wasserstoff oder die Bildung von sog. „Klimaklubs“ gehören auch in Deutschland und der EU zu den vermeintlich nachhaltigsten Methoden.

Viele dieser Strategien beinhalten jedoch den systematischen Abbau ökologischer Ressourcen im Globalen Süden. Während für die Produktion von grünem Wasserstoff der Bau von riesigen Wind- und Solarparks benötigt wird, erfordert die Dekarbonisierung und die daraus folgende alternative Elektrifizierung von Wirtschaft und Mobilität gigantische Mengen an kritischen Rohstoffen wie Kupfer und Lithium.

Auch wenn Deutschland und andere Länder des Globalen Nordens diese Strategien als Win-Win-Situation für alle beteiligten Partnerländer darstellen, findet die Verhandlung und Umsetzung der Energiewende-Projekte selten auf Augenhöhe statt. Lateinamerikanische Organisationen und Aktivist*innen kritisieren, dass es sich um eine neue Form der Ausbeutung handelt.

Obwohl der Klimawandel als globales Phänomen internationalistisch bekämpft werden müsste, verfolgen die Pläne der „kooporativen Energiewende“ einseitig die Interessen des Globalen Nordens; die Lebens- und Wirtschaftsweisen in unseren westlichen Konsumgesellschaften werden nicht grundsätzlich hinterfragt. Als ob es ausreichen würde, im Globalen Norden mehr Elektroautos zu verkaufen, während in Lateinamerika im großen Stil Rohstoffe extrahiert, lokale Gemeinschaften in „Opferzonen“ verwandelt und ganze Ökosysteme für immer geschädigt werden.

Bewegen wir uns wirklich in Richtung einer gerechten und sozialökologischen Energiewende, oder verkommt dieser nötige Schritt zu einer neokolonialen Strategie aus dem Globalen Norden, die für den Süden letztendlich nur neue Ungerechtigkeiten mit sich bringt und Abhängigkeiten verstärkt? Welche alternativen Lösungen können wir stark machen?

Diese Fragen wollen wir gemeinsam mit Lucio Cuenca aus Chile (OLCA) diskutieren. Lucio wird die Rolle deutscher und europäischer Gelder bei Landkonflikten im Kontext von Extraktivismus-Projekten in Lateinamerika beleuchten, die Missverhältnisse in manchen „Kooperationen“ aufzeigen und die Wichtigkeit politischer Aktionen für die Verteidigung territorialer Rechte und die Gestaltung einer gerechten, antikolonialen Energiewende betonen. Mit diesem Treffen wollen wir das Netzwerk von Aktivist*innen, die sich mit dem Thema beschäftigen, stärken und den Nord-Süd-Dialog intensivieren.

Lucio Cuenca Berger ist Leiter des lateinamerikanischen Observatoriums für Umweltkonflikte (OLCA). Er ist Geomessingenieur der Universität Santiago de Chile, lebt derzeit in der Gemeinde La Florida, Santiago und engagiert sich in der Bewegung für Wasser und Territorien (Movimiento por el Agua y los Territorios – MAT) sowie im Netzwerk Red Metropolitana No Alto Maipo, das sich gegen die Errichtung eines Mega-Staudamms in der Metropolregion Santiagos einsetzt.

Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg

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